Rainer´s Rede zur Nachhaltigkeitsstrategie des Kreises

Bei der 3. Sitzung des Kreistages am 13.12.2023, hielt Rainer Borcherding folgende Rede zur Nachhaltigkeitsstrategie des Kreises Schleswig-Flensburg. Die Fortschreibung des ökologischen Teils sowie der wirtschaftliche Teil der Nachhaltigkeitsstrategie wurden mit großer Mehrheit, parteiübergreifend beschlossen.

Rainer Borcherding:

Das Wort „Nachhaltigkeit“ und die Zahl „42“ aus dem Roman „Per Anhalter durch die Galaxis“ haben eins gemeinsam: sie sind die Antwort auf alle Fragen des Lebens, des Universums und für den ganzen Rest.

Nachhaltigkeit umfasst unendlich viele ökologische, soziale und wirtschaftliche Fragen, und wir müssen auch hier im Kreis zügig daran arbeiten, durch gezielte Maßnahmen nachhaltiger, also zukunftsfähig zu werden.

Für den ökologischen Bereich und die Wirtschaft haben wir mit den hier vorliegenden Nachhaltigkeitsstrategien bereits einen respektablen Handlungsleitfaden. Für den sozialen Bereich wird es sicher auch bald gelingen, nachhaltige Grundsätze auf Papier und auch in die Köpfe zu bringen. Dabei wird sich noch verschiedentlich die Frage stellen, was Nachhaltigkeit denn konkret für uns hier in der Kreispolitik bedeutet. Nachhaltigkeit ist ein weiter und inzwischen schon recht ausgelatschter Begriff. Aber sie ist auch ganz leicht zu erkennen: Nachhaltigkeit ist das Gegenteil von „take the money and run“. Nachhaltigkeit ist das Gegenteil von Kurzsichtigkeit, Kurzfristigkeit und gesellschaftsschädlichem Egoismus.

Ein gewisser Eigennutz darf im wirtschaftlichen Bereich der Nachhaltigkeit durchaus dabei sein, und mit Windrädern, Solarparks, Bioanbau und Wärmepumpen fallen einem ja auch schnell Beispiele für Wirtschaftsbereiche ein, wo zukunftstauglich Geld verdient wird.

Im Sozialbereich sind eine gute Bildung und Betreuung für Kinder nachhaltig, oder auch die schnelle Integration von zuwandernden Menschen. Mir ist immer noch unverständlich, warum uns Hunderttausende von Arbeitskräften fehlen und wir gleichzeitig Tausende von jungen, mutigen Menschen, die hier bei uns leben und arbeiten wollen, im Mittelmeer ertrinken lassen oder mit Beschäftigungsverboten in Asylcontainer sperren. Aber ich bin ja nur Biologe, vielleicht sollte ich mich auf die ökologische Nachhaltigkeit fokussieren.

Wir werden hier im Kreis recht bald und ganz konkret entscheiden müssen, wo wir Prioritäten bei unseren Nachhaltigkeitsmaßnahmen setzen. Manche Maßnahmen sind einfach und kosten nicht viel oder rechnen sich sogar positiv, beispielsweise das nächtliche Ausschalten mancher Straßenlaternen oder fischereifreie Gebiete in der Ostsee, wo die Fischbestände sich dann erholen können. Es wird aber auch zu entscheiden sein, wie wir das knapper werdende Geld für Zukunftsinvestitionen einsetzen: Klimaschutz durch Elektroautos oder Klimaanpassung durch Regenrückhaltebecken und zweite Deichlinien. Da werden wir noch einige Diskussionen führen müssen und da sollten wir uns über alle Parteigrenzen hinweg bemühen, sachlich nach den effektivsten Maßnahmen zu suchen – idealerweise mit Mehrfachnutzen für Ökologie, Soziales und gerne auch die Wirtschaft. Nachhaltigkeit ist kein lästiger Luxus, sondern der einzige Weg in die Zukunft.